














Solln – ein vormals altes Dorf vor den Toren Münchens – ist seit 1938 als Stadtteil eingemeindet und spätestens seit den 70er Jahren vom Wachstum der Stadt umspült. Der ensemblegeschützte Dorfkern ist noch gut erhalten. Die alte Sollner Kirche St. Johann Baptist und der Gasthof Sollner Hof bilden sein bauliches Zentrum. Direkt gegenüber liegt das ehemals bäuerliche Anwesen der Familie Müller mit den bestehenden Gebäuden im hinteren Teil des Grundstückes. Das neue Haus – eine Art altersgerechtes weil barrierefreies Austragshäuschen mit heute zwei und später drei Wohneinheiten füllt die vormalige Lücke an der Bleibtreustraße und stellt sich brav in die Reihe der giebelständigen Häuser. Der erste Entwurfsansatz ist nur bedingt architektonischer Natur – eine bestehende Baulinie ist die rechtlich bindende Ausgangsachse, das Satteldach die vom Denkmalschutz geforderte Dachform. Das Haus (ein bisschen pummelig) lotet davon ausgehend die Breite und Höhe des Baurechtes mehr oder weniger maximal aus. Der bestehende Obstgarten wird aber weitestgehend erhalten. Der architektonische Ausdruck des großen „Holzhauses“ changiert zwischen einer fast romantischen Ignoranz gegenüber den heutigen Bedingungen des Bauens, einem Aufgreifen traditioneller Motive und deren mehrfacher Brechung: Etwa mittels der asymmetrischen Verschiebung von First und Traufe oder durch die frei, übergroß und a-tektonisch platzierten Öffnungen im Erdgeschoss. Auch der in seiner Höhe munter verspringenden Spritzwassersockel ist mit den in Kreuzfuge aufgeklebten glasierten Klinkerriemchen mehr als untraditionell hergestellt. Ebenso erfolgt eine Art formalistische Verfremdung eines alten Holzbauprinzips und heutigen Zeitgeistphänomens. Die Fassadenebene springt jeweils in Brüstungshöhe der Fenster (und nicht wie üblich auf Höhe der Geschossplatten) immer um ein paar Zentimeter nach außen. In Kombination mit den innenbündigen Fenstern führt dies zu einer Art Monumentalisierung des eigentlich leichten Holzbaus bei gleichzeitiger Verunklärung der wirklichen statischen Gegebenheiten.
Programme 2 unit apartment building
Location Munich
Client Mr. and Mrs. Müller
Gross floor area 350 m2
Service Lph 1- 8 HOAI in collaboration with Germar Hansmair
Team Reem Almannai, Jelmer Daelman, Rolf Enzel, Florian Fischer, Germar Hansmair, Antonia Sivjakov
Photography Sebastian Schels
Duration 2014-2016
Status built